Der Held aus dem Volk

Movie-Kritik: Selma
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Pathé Films

Im Sommer 1965 werden Schwarze in den USA immer noch als Bürger zweiter Klasse angesehen und haben nicht einmal das Recht, zu wählen. Sie sind ständig der Diskriminierung und Gewalt der weissen Bevölkerung ausgesetzt. In der Stadt Selma, Alabama, formt sich mit Dr Martin Luther King (David Oyelowo, «The Butler») an der Spitze langsam Widerstand gegen die Missstände. King schliesst sich den örtlichen Aktivisten an und zieht damit den Unwillen der Polizei und des Gouverneurs von Alabama auf sich. Sein Verhältnis zu Präsident Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson, «Michael Clayton») gerät dadurch ebenso unter Spannung wie das zu seiner Frau Coretta (Carmen Ejogo, «The Purge: Anarchy»). Ein Marsch von Selma nach Montgomery sowie der damit verbundene Kampf um Gleichberechtigung und Gerechtigkeit schlagen Wellen, die bald das ganze Land in Aufruhr versetzen. 

 

Martin Luther King bei einer Rede. 

 

Martin Luther Kings historischer Kampf um das Wahlrecht für die afroamerikanische Bevölkerung wurde von der Regisseurin Ana DuVernay («Middle of Nowhere») inszeniert. Das gelingt ihr, indem sie dem Film die Ästhetik eines Doku-Dramas gibt. In den Nebenrollen brillieren Tim Roth («Lie to Me»), Cuba Gooding Jr. («The Butler») und Talk-Legende Oprah Winfrey. Der Film zeichnet die Chronik einer Reihe erstaunlicher, sowohl grosser wie kleiner historischer Details nach. 

 

«Selma» ist der erste eigentliche Spielfilm über den Nobelpreisträger. Martin Luther King steht im Zentrum dieses Dramas, wohingegen andere zentrale Figuren dieser Zeit etwas an den Rand geraten wie zum Beispiel Malcolm X. Ausserdem ist es eine unabhängige Produktion mit relativ kleinem Budget, das sogar für zwei Oscars nominiert wurde: als Bester Film und für den Besten Titelsong «Glory» von John Legend. 

 

Perle über King und seine Ziele

 

Wir sehen ein hervorragendes Schauspieler-Ensemble, dieses ging bei den Nominierungen für die Oscars leider leer aus. Die Gewaltszenen sind sehr intensiv dargestellt  und zusätzlich wird das Thema durch die kürzlich verübten Tötungen an schwarzen Jugendlichen in den USA durch weisse Polizisten aktueller denn je. 

 

«Wir denken an King oft als Denkmal, an eine Rede oder einen Feiertag. Aber in erster Linie war er ein Mann. Ein Mann, der komplizierte Beziehungen führte, überaus menschlich war und im Alter von 39 Jahren starb, während er für jene Freiheiten kämpfte, in deren Genuss wir heute kommen», sagt die Regisseurin Ana DuVernauy über Martin Luther King. 

 

Manchmal geht ein Marsch in die Geschichte ein. 

 

Hier ist eine kleine Filmperle entstanden, die das Thema zwar nicht so heftig anpackt wie der Vorjahres-Oscarabräumer «12 Years A Slave», aber dennoch zum richtigen Zeitpunkt zeigt, wer Martin Luther King war und welche Ziele er durchgesetzt hat. 

 

I have a dream too: Nämlich, dass wenigstens ein kleiner Teil der Bevölkerung wieder daran erinnert wird, wie schmutzig und unnötig Hass und Rassismus sind. Und dass mit viel Durchhaltewillen so einiges erreicht werden kann, das vorher als unmöglich abgetan wurde. 

 

Selma (USA / UK 2014)

Regie: Ana DuVernauy

Darsteller: David Oyelowo, Tom Wilkinson, Carmen Ejogo, Tim Roth, Cuba Gooding Jr., Oprah Winfrey

Laufzeit: 127 Minuten

Kinostart: 19. Februar 2015

 

Bilder: © Atsushi Nishijima

Jasmin Ballmert / Do, 19. Feb 2015